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Dioxine, Skandale und Qualitätsmanagement

 

 

 

 

 

Roderich Garmeister

02.01.2011

 

Dioxine sind eine Gruppe von Stoffen, die zu den giftigsten Substanzen überhaupt zählen. Sie verursachen schwere Leber- und Hautschäden, Schäden am ungeborenen Leben und können die Entstehung von Krebs beschleunigen [1,2].

 

Dioxine gelten als tausendmal giftiger als Zyankali [1].

 

Obwohl sie z. T. auf natürlichem Wege entstehen, überwiegt ihre Erzeugung und Verbreitung durch den Menschen.

 

Bei Menschen und Tieren lagern sich Dioxine vorwiegend im Fettgewebe ab, wo sie kaum abgebaut und nur langsam ausgeschieden werden [3].

 

Entsprechend drastisch sind die behördlichen Maßnahmen bei Auftreten von Verunreinigungen. Betroffenen Lebens- und Futtermittelherstellern droht die Schließung ihrer Betriebe.

Selbst bei eigenem Unverschulden ist der Imageschaden enorm.

 

 

Das Interesse, Dioxinverunreinigungen von vornherein zu verhindern, ist also berechtigterweise allgemein sehr groß.

 

 

Betriebe der Produktion und des Handels haben zur Beherrschung und Minimierung von Gefahren und Risikofaktoren wirksame Werkzeuge: die Qualitätsmanagement-Systeme.

 

Die Systeme von Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung sind allerdings nicht automatisch wirksam, sondern bedürfen einer intensiven Betreuung.

 

Das Qualitätsmanagement läuft Gefahr, schnell den Bezug zum gelebten Firmenalltag zu verlieren, wenn es nicht stetig überarbeitet und verbessert wird. Es wird sehr leicht innerhalb weniger Monate zu einem „Paralleluniversum“, dessen Aufrechterhaltung Ressourcen an Personal und Zeit (und somit Geld) bindet und so eher als Hindernis wirkt [4].

 

Die Qualitätssicherung hingegen droht ohne systematische Führung, Einzelheiten zu übersehen.

So kann es auch unbeabsichtigt zu Fehlern kommen, die im ungünstigsten Fall nicht bemerkt werden.

 

Das Dilemma bei Verunreinigungen von Lebens- und Futtermitteln ist, dass häufig nur eine von zahlreichen Zutaten die eigentliche Quelle für die Gesamtbelastung des Produktes ist.

Als Kontrollmaßnahmen nach Fertigstellung des Produktes sind im Prinzip nur stichprobenartige Analysen machbar. Gerade bei den Dioxinen ist der Nachweis mit erheblichem Aufwand an Handwerk und Geräten verbunden.

 

Genau genommen gilt dies auch für zugekaufte Zutaten, da diese ebenfalls ein Produkt nach der Fertigstellung darstellen.

 

 

Wenn also eine permanente Überwachung während eines Prozesses nicht machbar ist, kann folgende Aussage gelten:

Die einzige Möglichkeit, die Qualität eines Produktes in einem komplexen Herstellungsprozess rechtzeitig zu beeinflussen, liegt in einem vorbeugenden Qualitätsmanagement.

 

Vorbeugendes Qualitätsmanagement bedeutet hierbei, dass Produkte angemessen entwickelt, Prozesse angemessen gelenkt und überwacht werden. Kann das Ergebnis eines Prozesses erst bestimmt werden, nachdem das fertige Produkt in Gebrauch ist, muss die Eignung des Prozesses festgestellt worden sein [5].

 

 

Ein Prozess kann hierbei auch die Beimengung einer Zutat sein, die ursprünglich nicht für das Produkt vorgesehen war.

 

Prozessvalidierung ist demnach ein wesentliches Element auch bei der Prävention von Dioxinskandalen in Lebens- und Futtermitteln.

 

Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Prozesse in komplexen Herstellungssystemen erschwert es oftmals für die Qualitätsabteilungen gerade kleinerer und mittlerer Unternehmen, die Validierung der gesamten Prozesskette durchzuführen. Die Tagesroutine macht es oft schwer bis unmöglich, diesen Vollzeitjob zusätzlich durchzuführen.

 

Hier kann es angebracht sein, die Arbeit in kompetente externe Hände zu legen. Geschulte und erfahrene Dienstleister sichern ihren Kunden Rechts- und Normkonformität zu.

 

Diese Möglichkeit wird in gängigen Qualitätsnormen ausdrücklich gestattet [5,6]. Sie bietet den Herstellern die Möglichkeit der Prävention und der Freisetzung interner Kapazitäten. Bei der Kommunikation mit Kunden, der Öffentlichkeit und Behörden kann ein erfahrener Dienstleister ebenfalls eine wertvolle Hilfe für das Unternehmen sein.

 

 

 

 

Literatur:

 

[1]: de Gruyter, W. (Hrsg.), 1998: Pschyrembel- Klinisches Wörterbuch. Verlag Walter

     de Gruyter, Berlin- New York

           

[2]: Thiele,G. (Hrsg.), 1991: Handlexikon der Medizin. Verlag Urban & Schwarzen-

     berg

 

[3]: Ballschmiter, K., Bacher, R.; 1996: Dioxine. Verlag Chemie (VCH), Weinheim

 

[4]: Flühler, J.; 2008: Wenn schon, dann richtig…Qualitätsmanagementsystem nach

     ISO 9001. Management und Qualität, 4. Jahrgang, Ausgabe Deutschland 9/2008,

     TÜV Media GmbH

 

[5]: DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (Hrsg.); 2008: Qualitätsmanagement-

     Systeme- Anforderungen (ISO 9001:2008); Dreisprachige Fassung EN ISO 9001:

     2008. Beuth Verlag GmbH, Berlin

 

[6]: Hauptverband des Deutschen Einzelhandels e.V., Fédération des entreprises du

     Commerce et de la Distribution (Hrsg.); 2007: International Food Standard-

     Standard zur Beurteilung von Eigenmarkenlieferanten. HDE Trade Services GmbH, Berlin